Seit dem 1. August 2024 hat die Alexander-von-Humboldt Schule in Wittmund einen neuen Schulleiter. Die Schülervertretung (SV) nahm dies zum Anlass, ihn näher kennenzulernen und mehr über seine Person, seine bisherigen Erfahrungen und seine Visionen für die Schule zu erfahren. In einem offenen Gespräch sprach er sehr ausführlich über seine bisherigen Eindrücke von Wittmund, die kulturellen Unterschiede zwischen seinen bisherigen Einsatzorten und seinen neuen Aufgaben hier an der KGS.

Dabei betonte er die Bedeutung von Offenheit und Respekt in der Zusammenarbeit und legte seine Sichtweisen auf wichtige Themen wie den internationalen Austausch und die Zusammenarbeit mit der Schülervertretung dar. Hier sind die spannendsten Auszüge aus dem Interview, die einen ersten Eindruck davon vermitteln, was die Schulgemeinschaft in den kommenden Jahren erwarten darf.

„Vielen Dank, dass sie sich so schnell die Zeit für uns nehmen. Wie haben Sie sich bisher in Wittmund eingelebt?“

„Ich komme ursprünglich aus Ostfriesland, bin in Leer geboren und die ersten Jahre meines Lebens auf Langeoog aufgewachsen. Meine Laufbahn hat mich in verschiedene Ecken geführt, darunter Wehrdienst in Holland, ein Lehramtsstudium in Göttingen und England sowie Auslandsschuldienste in Singapur und Istanbul. Dazwischen war ich auch noch in der Schulbehörde im Auslandsschulwesen tätig. Zuletzt war ich vier Jahre lang Schulleiter der deutschen Schule in Istanbul.

Wittmund war mir zunächst nicht gut bekannt, „aber hier kann man sich sehr schnell wohlfühlen“. Ich wurde positiv aufgenommen und habe versucht, alle Klassen zu besuchen, um die Schülerinnen und Schüler sowie die Schule besser kennenzulernen und mein Gesicht zu zeigen. Bereits vor meinem offiziellen Amtsantritt am 1. August 2024 hatte ich die Möglichkeit, die Schule im Frühjahr und in den Osterferien direkt vor Ort zu besuchen. Ich bin jetzt quasi dahin zurückgekehrt wo ich herkomme.“

„Wie war der erste Eindruck der KGS Wittmund?“

„Die Schulform der KGS Wittmund war mir bekannt, da ich bereits Schulleiter einer KGS mit Oberstufe ähnlicher Größenordnung im Wiesbadener Raum war. Besonders beeindruckt bin ich von den renovierten Teilen des Hauptgebäudes. Die Schule ist in einem sehr guten Zustand, was nicht selbstverständlich ist in Deutschland. Davon profitieren alle Schülerinnen und Schüler. Auch die weitläufige Fläche der Schule und die vielen Bäume und Pflanzen sind bemerkenswert, insbesondere im Vergleich zu meiner vorherigen Schule in Istanbul, wo die räumlichen Gegebenheiten aufgrund der Größe der Stadt sehr begrenzt waren. Der Platz hier ist wirklich toll.“

In unserem Gespräch wird wirklich deutlich, wie sehr er nicht nur für seine neue Aufgabe als Schulleiter brennt, sondern wie tief sein Einblick in unsere Schule bereits ist. Er scheint schon gut angekommen zu sein und wirkt bereit die anstehenden Aufgaben zu bewältigen. Für einen tieferen Einblick in die Vita unseres Schulleiters empfehlen wir den Zeitungsartikel aus dem „Anzeiger für Harlingerland“ vom Di, 13.08.2024.

„Welche kulturellen Unterschiede sind Ihnen zwischen ihrer alten Wirkungsstätte in Istanbul und der neuen Stelle Wittmund schon aufgefallen?“

„Ein deutlicher Unterschied, der mir aufgefallen ist, liegt in der Struktur und den Hierarchien der Schulen. In Istanbul bestand die Lehrerschaft zu drei Fünftel aus deutschen und zwei Fünftel aus Lehrkräften türkischer Abstammung. Insgesamt gab es in der Türkei eine viel steilere Hierarchie. Dort genießt der Schulleiter ein sehr hohes Ansehen. Es ist üblich den Schulleiter dort als ‚mein Schulleiter‘ anzusprechen. Ich war als Schulleiter von einem ganzen Stab an Assistentinnen und Assistenten umgeben. Außerdem haben mir meine zwei stellvertretenden Schulleiter zugearbeitet. In meinem Büro stand ein riesiger Mahagonitisch, die türkische und deutsche Landesflagge standen im Raum und an der Wand hing ein Bild von Kemal Atatürk (Gründervater der Republik Türkei).So etwas gibt es in Deutschland nicht und das finde ich auch nicht schlimm. Mir gefällt mein Büro hier - es ist sehr sympathisch, dass alle Schulleitungbüros gleich groß sind. Es ist alles sehr „normal“ und man begegnet sich auf Augenhöhe. Ich sehe mich in einer dienenden Funktion für die Schule. Es geht in erster Linie um die Schülerinnen und Schüler und nicht um einen selbst.

Wir nehmen Herrn Dr. Brügmann diese Einstellung voll und ganz ab. Er wirkt in unserem Gespräch sehr offen und ehrlich interessiert an unseren Fragen und Anliegen. Wir sind gespannt, wie er seine Überzeugung in die tägliche Arbeit integriert und wie sich diese auf die zukünftige Ausrichtung unserer Schule auswirkt.

„Wie ist Ihr Standpunkt zum internationalen Austausch-Programm der KGS?“

„Ich halte es für sehr wertvoll, wenn Schülerinnen und Schüler internationale Erfahrungen sammeln können. Es hat noch nie geschadet, eine internationale Brille aufzusetzen und ich sehe darin einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung. Solche Programme erweitern den eigenen Horizont und schärfen den Blick auf eigene Privilegien. Durch den Austausch mit Menschen aus anderen Weltteilen wird auch die Bedeutung des Dialogs deutlich, der hilft, undemokratischen Kräften und Rassisten entgegenzutreten. Der Austausch ermöglicht es uns Vielfalt als Chance zu begreifen und nicht als Hürde. In Deutschland können wir durchaus ein Hinterfragen dessen gebrauchen, was wir für selbstverständlich hinnehmen. Das tun wir, indem wir uns mit dem beschäftigen, was uns im ersten Moment fremd erscheint. Das kann über einen Austausch gelingen, und das finde ich eine wichtige Sache. Ich stelle mir jedoch die Frage, ob der Austausch immer so weit weg sein muss, oder ob man nicht auch den europäischen Blick weiter öffnen könnte.“

Wir sind sehr froh, dass Herr Dr. Brügmann internationale Austauschprogramme fortführen möchte. Wir sind sehr gespannt, wie sich dieser aus unserer Sicht prägende Aspekt unsere Schule in den nächsten Jahren entwickeln wird.

„Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit der SV und der Schülerschaft vor?“

„Für mich sollte die Zusammenarbeit mit der SV auf Offenheit, Respekt und gegenseitiger Unterstützung beruhen. Die SV darf jederzeit offen und respektvoll auf mich oder meine Schulleitungskolleginnen und -kollegen zukommen und Themen ansprechen, die ihr wichtig sind. „Nörgeln können alle“, aber ich glaube, Dinge lassen sich am besten in einem respektvollen Umgang verändern. Es ist mir wichtig, dass die SV immer die Interessen der gesamten Schülerschaft im Blick hat und nicht nur eigene Interessen in den Vordergrund stellt. Regelmäßige Treffen sollten fest im Kalender verankert werden, wobei Raum für aktuelle Themen bleiben sollte. Es sollte nicht zu selten sein. Auch die Unterstützung der SV-Veranstaltungen wie der Jahrgangsdisko in der IES (Jahrgang 5 und 6) oder den Adventsaktionen liegt mir am Herzen, wobei wir die verfügbaren Ressourcen im Blick behalten müssen. Eine solide Finanzierung und die Klärung von Aufsichtsverantwortlichkeiten stehen für mich an erster Stelle. Ich finde es gut, wenn wir auch über neue Veranstaltungen nachdenken, wie etwa Aktionen zum Weltfrauentag oder Anti-Rassismus-Aktionen. Ich unterstütze die SV da sehr gerne “

Wir finden es super, dass Herr Dr. Brügmann so ein großes Interesse an den Aktionen der SV zeigt. Sein großes Interesse würde durch seine vielen Nachfragen deutlich. Er war ihm sichtlich ein Anliegen so viel wie möglich über die Aktivitäten der SV zu erfahren. Es folgte ein offener Austausch über zukünftige Aktionen und Veranstaltungen der SV, bei dem er uns viele Anregungen geben konnte. Wir hoffen, dass ihr in nächster Zeit selbst von diesen Aktionen hört oder daran teilnehmen könnt.

„Wie kann die SV Sie bei Ihrer täglichen Arbeit unterstützen, um Ihnen den Einstieg und den Schulalltag zu erleichtern?“

„Ein vertrauensvoller Umgang miteinander würde mir sehr helfen. Mir ist bewusst, dass dieses gegenseitige Vertrauen erst wachsen muss und nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Es wäre hilfreich, wenn die SV Anfragen oder Anliegen filtert, diese vertrauensvoll an mich weiterleitet und dabei diskret bleibt. Gleichzeitig sollten Informationen gezielt an die Schülerschaft weitergegeben werden. Gemeinsame Treffen sollten beidseitig gut vorbereitet sein, damit wir effektiv zusammenarbeiten können.“

Eine letzte, nicht ganz ernst gemeinte Frage: „Döner oder Fischbrötchen?“

„Fischbrötchen, ganz klar!“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, auch wenn wir zu einem leckeren Döner nicht nein sagen würden.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unserem neuen Schulleiter und sind gespannt auf die gemeinsamen Projekte und die Weiterentwicklung unserer Schule. Wir bedanken uns für die Zeit die er sich genommen hat um uns Rede und Antwort zu stehen.

Beratungstag
Mi, 20.11. 14 - 18 Uhr